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Türkei

unsere reisen > Südosteuropa 2010


Bei Kirklareli verlassen wir kurzfristig die Hauptstraße und biegen ab ins Stadtzentrum hinein. Schnell werden wir fündig: ein Geldautomat, der uns die hiesigen türkischen Lira ausspuckt. Unsere Motorräder vor der Bank sind auffällig und sind innerhalb kürzester Zeit von einer Horde Jungs jeden Alters umringt. Zwar steht ein älterer Mann daneben, der auf sie ein schimpft, doch die Bengel werden immer dreister und haben ihre Finger überall. Von uns wollen sie Geld und Zigaretten schnorren. Bei soviel Dreistigkeit gibt es nur eine Reaktion: energisch den Kopf schütteln, das ist international, rauf aufs Moped und Gas geben.
Über die Autobahn E80 kommen wir mitten zur Rush Hour nach Istanbul. Die große Autobahnbrücke Fatih Sultan Mehmet bringt uns in den asiatischen Teil Istanbuls. Entlang der wunderschönen Bosporus-Promenade suchen wir ein Hotel, das uns für zwei, drei Tage beherbergt. Leider ist entlang des Ufers nichts dergleichen zu entdecken, auch keinerlei Hinweisschilder auf Hotels. Die Bogazici Brücke bringt uns wieder in den europäischen Teil. Wir fahren kreuz und quer durch kleinere und größere Straßen, immer mit Blick auf den Bosporus. So langsam beginne ich zu glauben, dass es in Istanbul keine Hotels gibt. Aber das kann ja wohl nicht sein! Endlich stehen wir vor dem Taslik-Hotel in der Süleyman Seba Caddesi, unweit des Dolmabahce Palastes. Für rund 100 Euro beziehen wir ein kleines Appartement mit Frühstück. Die Motorräder kommen in der Hoteleigenen Tiefgarage unter, wobei der junge Portier mich solange beschwatzt, bis er meine Dominator selber nach unten fahren darf.
Erfrischt durch die Dusche treten wir kurze Zeit später auf die Straße und flanieren das Ufer des Bosporus entlang. An einer Fähranlegestelle lockt der Duft gebratenen Fleisches. Einmal original türkischen Döner verspeisen. Das ist jetzt genau das Richtige! Leider rächt sich der Döner schon am nächsten Morgen am österreichischen Magen-Darm-Trakt…

Trotz Magenkrämpfe steht heute Istanbul-Sightseeing auf dem Programm. Mit dem Bus geht es nach Eminönü, einer der Hauptverkehrsknotenpunkte in Istanbul. Von hier aus sind fast alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erreichen. Entlang der zahlreichen Handwerker bummeln wir zum Gewürzbasar, der uns alle Gerüche des Orients und Okzidents offenbart. Es ist noch recht früh am Morgen und der Trubel hält sich in Grenzen. Durch kleine Gassen, in denen ein Laden nach dem anderen liegt, gelangen wir zum bedeckten Basar. Dieses gewaltige Labyrinth von Ladenstraßen, das sich über etwa 30.000 m² erstreckt, wurde Mitte des 14.Jahrhunderts von Mehmet II. Fatih in Auftrag gegeben. Wie in allen arabischen Zentren bildete er den Mittelpunkt städtischen Lebens, war Warenumschlagsplatz und kulturelle Institution zugleich. Heute schieben sich wahre Touristenmassen durch die Gewölbe. Wir lassen uns treiben, laufen kreuz und quer durch verschiedene Hallen. Von Zeit zu Zeit bleiben wir stehen um uns die dargebotenen Waren näher anzusehen. Von den Händlern wird man nur sehr selten angesprochen und wenn dann stets sehr höflich und zurückhaltend. Man hat sich auf die westeuropäische Art einzukaufen eingestellt.
Schnell haben wir in diesem unübersichtlichen Gassengewirr die Übersicht verloren, doch irgendwann trifft man immer wieder auf eines der großen Holztore, die einen wieder in die Freiheit entlassen. Entlang der Palastmauer des Topkapi erklimmen wir die Hügel Istanbuls. Die Sultan Ahmet Moschee, die sogenannte Blaue Moschee, möchten wir uns ansehen. Am Eingang bekommen wir Plastiktüten für unsere Schuhe und ich darf mir einen schicken Schleier umlegen. So will es der Koran. In der Moschee geht sehr ruhig zu, ein Photographier Verbot besteht auch nicht. Mit insgesamt sechs Minaretten übertraf die Sultan Ahmet Moschee alle anderen Moscheen der arabischen Welt. Der Legende zufolge zwang man Ahmet I. daher, für die Kaaba in Mekka ein siebentes Minarett zu stiften.

Gegenüber der Blauen Moschee erhebt sich der gewaltige Bau der Hagia Sophia. Sie galt als die größte Kirche der Christenheit, als achtes Weltwunder. Bis zum Untergang des Byzantinischen Reiches 1453 war die Hagia Sophia Bischofs- und Staatskirche. Nach der Eroberung der Stadt durch Sultan Fatih Mehmet II. wandelte man die Hagia Sophia in eine Moschee um. Sie bekam vier Minarette und hieß fortan Aya Sofia. Die Besichtigung dieses Monumentalbaus ersparen wir uns. Wir sind müde und hungrig vom vielen Laufen. Und so treibt es uns noch einmal durch den bedeckten Basar, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Kebap-Stand, den wir zum Glück auch finden.

Gestärkt mit einem etwas bekömmlicheren Döner als gestern Abend, treten wir den Rückweg zum Hotel an. Auf der Galatabrücke überqueren wir das Goldene Horn und lassen uns auf der anderen Seite seufzend in die Füniküleur, die Straßenbahn, fallen. Die Augen brennen und die Füße tun weh.
Für Claus und Lucas steht heute noch der Gang zum Barbier auf dem Programm. Ganz in der Nähe unseres Hotels ist ein kleiner Barbierladen in dem zwei fröhliche Barbiere die Scheren schwingen. Lucas bekommt einen neuen kurzen Haarschnitt und Claus lässt sich rasieren. Gerne lassen sich die zwei Barbiere bei Ihrer Arbeit fotografieren und stellen sich in Pose: das scharfe Rasiermesser an Claus´ Kehle…
Der nächste Tag ist ein Sonntag. Noch einmal genießen wir das üppige Frühstück im Hotel Taslik, bevor wir die Maschinen wieder beladen und Istanbul den Rücken kehren. Da Sonntagsmorgens in Istanbul kaum Verkehr ist, beschließen wir die Stadt nicht auf der Autobahn zu verlassen, sondern ganz gemütlich über die Galata-Brücke zu rollen, natürlich mit Foto-Stop, und dann rund um das goldene Horn aus Istanbul rauszufahren. Exakt auf Höhe des goldenen Hornes springt die Kilometeranzeige meiner Dominator auf 100.000 km. Die alte Lady hat es schon ziemlich weit gebracht.
Entlang der Maramara-Küste verlassen wir langsam Istanbul dessen Stadtgrenze wir erst nach knapp 60 km erreichen. Bei Silivri fahren wir auf die Autobahn, die uns flott Richtung Griechenland bringt.


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