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Rumänien

unsere reisen > Südosteuropa 2010

Rumänien ruft…..

Die Hitze in der kleinen Blockhütte ist unerträglich. Deswegen sind wir am nächsten Morgen auch schon früh auf den Beinen und beladen die Mopeds. Rumänien ruft!
Die E60 bringt uns über den See bei Poroszlo und dann weiter nach Fegyvernek, bis wir in Artand die ungarisch-rumänische Grenze erreichen. Der Grenzübertritt verläuft problemlos. Wir zeigen unsere Ausweise vor, das war es auch schon. Schnell noch 100 Euro in rumänische Lei umtauschen, denn wer weiß vielleicht möchte man hier unsere Euros nicht? Im Laufe unserer Fahrt durch Rumänien merken wir aber sehr schnell, dass der Euro auch hier schon inoffiziell Einzug gehalten hat.
Die Fahrt über Oradea nach Cluj-Napoca ist unspektakulär. Leicht hügeliges Gelände wechselt sich mit kleinen, gepflegten Ortschaften ab und überall wachsen felderweise die Sonnenblumen.
Kurz vor Gilau finden wir einen netten Campingplatz. Schluss für heute. Die Zelte sind schnell aufgebaut, eine erfrischende Dusche wartet auf uns. Der Campingplatz Eldorado ist hübsch angelegt, mit kleinem Badeteich und sehr sauberen Sanitäranlagen. Sogar ein kleines Restaurant gibt es in diesem Familienbetrieb und freien WLAN Zugang.

Die Betreiber sprechen sehr gut Englisch und so lassen wir uns zu rumänischen Spezialitäten verführen:
Es gibt Mamaliga, in traditionelles, einfaches Gericht der Bauern und Schafhirten. Es besteht aus einem festen Maiskuchen (ähnlich der italienischen Polenta), Schafskäse und saurer Sahne. Dazu werden uns Mititei gereicht. Das sind gegrillte, würzige Hackröllchen. Alles in allem ein sehr, sehr leckeres Essen, dass uns schmeckt.
Am nächsten Morgen stehen wir schon zeitig auf und packen unsere Sachen zusammen. Heute soll es weiter nach Transsilvanien gehen. Schloss Bran, das hier in Rumänien als das Dracula Schloss Touristen aus aller Welt angepriesen wird, in dem Vlad Tepes jedoch niemals gesichtet wurde, soll unser heutiges Etappenziel sein.

Da heute Sonntag ist und somit das kleine Restaurant geschlossen, geht es mit knurrendem Magen auf der nagelneuen Autobahn Richtung Turda. Die Autobahn ist so leer, dass wir anhalten und mitten auf der zweispurigen Straße Bilder machen. Am Ende der ca. 20km langen Strecke gibt es eine große Tankstelle mit angeschlossenem Bistro. Frühstück!
Frisch gestärkt mit Croissants und Milchkaffe geht es weiter nach Iermit. Hier verlassen wir die E60 und biegen ab auf Landstraßen der zweiten Kategorie. Diese sind zwar nicht mehr so gut ausgebaut, aber immer noch problemlos zu befahren.
Durch waldige Mittelgebirgslandschaft zieht sich die Landstraße 14A nach Tarnaveni und weiter bis Medias. Dort biegen wir links ab und folgen der schmalen, aber landschaftlich wunderschönen Straße bis Sighisoara. In Sighisoara treffen wir wieder auf die E60. Ihr folgen wir wieder ein Stückchen weit bis Hoghiz. Von dort soll es dann über noch kleinere Straßen nach Sercaia gehen, doch ein mächtiges Unwetter macht uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. In letzter Minute flüchten wir uns in eine Kneipe am Rande der E60. Draußen setzt Sintflutartiger Regen ein, ein mächtiges Gewitter zieht über uns hinweg. Die Wassermassen sind so gewaltig, dass sie durch Kneipentüre reinlaufen und der Wirt das Wasser abschöpfen muss. Ein in die Mitte des Lokals eingelassener Gully verrät jedoch, dass dies nicht zum ersten Mal geschieht.
Bei einer Flasche Bier und etwas Smalltalk mit Händen und Füßen sitzen wir das Unwetter gemütlich aus. Da es mittlerweile schon später Nachmittag geworden ist, lassen wir das Fahren über schmale Schotterstraßen sein und cruisen entspannt über die E60 bis Bran.
In Bran angekommen, sind wir von den Touristenmassen überwältigt. Reisebus schließt sich an Reisebus und überall wuseln die Menschen durch die schmalen Gassen. Am schlimmsten ist das Gedränge am Eingang zu Schloss Bran. Auf dem Vorplatz stehen jede Menge Souvenirstände und Würstelbuden, dazwischen schiebt sich die Menschenmenge auf die Eingangspforten zu.

Abgeschreckt von dem Gewimmel suchen wir uns erstmal eine Unterkunft für die Nacht. Aufgrund des wieder herannahenden Unwetters fällt der "Vampire-Camping" aus. Etwas abseits der Hauptstraße finden wir eine nette Unterkunft bei einem Engländer und seiner rumänischen Frau. Wir haben Glück, denn normalerweise sind die Quartiere im Sommer in Bran restlos ausgebucht. Bei John & Ioana Matthews in "The Guesthouse" bekommen wir ein hübsches Doppelzimmer, eingerichtet im Dracula-Style. Alles ist blutrot. Aber schönsten ist am Abend der Blick von dem Balkon auf Schloss Bran. Wenn man das Schloss so betrachtet, mit dem vollen Mond im Hintergrund, könnte man der Legende um Graf Dracula fast Glauben schenken.
Abends gehen wir in einer der kleinen Kneipen essen. Jetzt können wir auch das malerische Örtchen Bran genießen, denn die Heerscharen an Touristen wurden wieder in Ihre Hotels an der Schwarzmeerküste kutschiert. Zum Ausklang dieses Tages sitzen wir in unserem blutroten Zimmer und genießen ein Schlückchen von dem hier vermarkteten "Vampir-Wein".
Das Frühstück in "The Guesthouse" ist wirklich üppig und so starten wir vergnügt und mit vollem Magen in den neuen Tag.
Von Raznov aus folgen wir der kleinen, teils schlecht asphaltierten 73A über einen kleinen Pass nach Predeal. Hier treffen wir wieder auf die E60.

Es geht flott voran bis Ploiesti. Auf der Fahrt nach Ploiesti beginnt sich die Landschaft langsam zu wandeln. Vom Hochgebirge geht es über sanfte Mittelgebirgsausläufer rein in die Tiefebene. Die Fahrt über Buzau bis Braila ist sehr eintönig und flach.
In Braila setzen wir mit einer kleinen Fähre über die Donau. Durch Sumpfgebiete und leichte Hügel zieht sich die E87 bis Tulcea ins Donaudelta. Unterwegs bleiben wir immer wieder stehen um Bilder zu machen. Bei einem dieser Stops machen wir die Bekanntschaft eines älteren Bauern, der uns mit seinem Pferdekarren überholt. Wir bitten Ihn ein paar Bilder machen zu dürfen. Selbstbewusst nickt er und setzt sich in Pose. Anschließend schreibt er uns seine Handynummer auf ein Stück Papier. Wir sollen ihm das Bild per MMS schicken!

In Tulcea angekommen, entscheiden wir uns für ein Appartement im Hotel Europolis für umgerechnet 54 Euro. Die Motorräder dürfen im Hinterhof, direkt vor dem Heizraum, parken. Hier wird noch mit Kohle geheizt und der Heizer ist rund um die Uhr vor Ort.
Abends flanieren wir über die Donaupromenade. Das Stadtbild von Tulcea zeigt sich klischeehaft, eintönige Betonbunker so weit das Auge reicht. Der Ostblock lässt grüßen. Allerdings nicht ganz. Den die Betonblocks wurden mittlerweile farbig gestrichen und die Menschen laufen hier genauso modisch gekleidet herum wie bei uns. Rumänien hat uns jedoch eines voraus: Fast überall gibt es freien WLAN Zugang!
Beim Frühstück am nächsten Morgen fühlen wir uns in Stalins Zeiten zurück versetzt. Der Frühstücksraum ist ein großer, karg eingerichteter Raum, der an eine Bahnhofshalle erinnert. Ganz hinten ist ein kleines Frühstückbuffet hergerichtet und noch weiter hinten, in die Ecke versetzt ist eine kleine Theke hinter der eine Frau in Hoteluniform steht. Mit eisiger Miene serviert sie uns den Kaffee. Frisches Brot auf dem Büffet….Fehlanzeige. Es gibt nur aufgebackenes, getoastetes Weißbrot. Neugierig öffnen wir die Wärmebehälter. Ein paar traurige Würstchen schwimmen in einer trüben Brühe. Schnell wieder den Deckel draufgeben. Aus einem andern Behälter schaut uns eine Handvoll harter Eier im XS-Format entgegen. Die Ränder der Wurst auf dem Aufschnittteller sind leicht grau gefärbt, der Käse reißt an der Seite schon ein. Aber zum Glück gibt es ja noch Marmelade und Butter. Da der Kaffee auch nicht grade Begeisterungsstürme hervorruft, trinken wir halt Tee und Orangensaft. Egal, wir werden trotzdem satt.

Auf geht´s! Schließlich sind wir ja hier um uns das Donaudelta mit seiner Fauna und Flora anzusehen. An der Uferpromenade angekommen, müssen wir erstmal eine halbe Stunde auf und ablaufen, bevor wir angesprochen werden. Für uns eine völlig neue Erfahrung! Hier wird man nicht auf Schritt und Tritt von irgendwelchen Schleppern verfolgt. Sehr angenehm!
Mit der Frau eines Fischers werden wir uns schließlich handelseinig. Für 60 Euro chartern wir ein ca. 13m langes Schiff für 4h Rundfahrt. Die Fahrt durch das Delta ist wirklich beeindruckend. Keiner von uns ist zwar Ornithologe, aber die Vielfalt an Vögeln begeistert.

Unser letzter Tag in Rumänien bricht an. Beim Frühstück in der Bahnhofshalle erdreiste ich mir die eisige Kellnerin nach Brot zu fragen, auf dem Büffettisch gibt es nämlich keines mehr. Ich bekomme einen bösen Blick und nach 5 Minuten frisches Weißbrot.
Die Motorräder sind schnell gepackt und wir fahren entlang der Schwarzmeerküste Richtung bulgarischer Grenze. In Istria sehen wir uns die historische Ausgrabung der Stadt Histria an, danach geht es weiter nach Mamaia. In Mamaia ist Highlife. Ein schwedische Sänger hat sich angesagt. Autos ist die Durchfahrt bereits untersagt, mit unseren Motorrädern dürfen wir allerdings noch nach Mamaia hinein fahren. A n einer Pizzeria, die am Binnensee Lacul Siutghiol liegt machen wir Rast. Die Pizza schmeckt prima und der anschließende Sprung in den Binnensee erfrischt. So kann es weiter gehen durch Constanta hindurch an die bulgarische Grenze.

...weiter nach Bulgarien




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