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unsere reisen > Albanien
Ursprünglich wollten wir den Sommer 2007 nach Marokko fahren. Aufgrund von Zeitmangel - begrenzter Urlaub - suchten wir uns ein Alternativziel. Die Voraussetzung für unseren 1. gemeinsamen Urlaub war, es sollte kein typisches Urlaubsland sein, in 3 Wochen zu bereisen, warm und Möglichkeiten zum Tauchen bieten. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns für Albanien. Wir wurden von allen für verrückt erklärt. Uns wird alles gestohlen werden, in Albanien gibt es doch nur Verbrecher,... Wir machten uns im www auf die Suche nach Informationen und fanden nur positive Reiseberichte. Immer noch etwas verunsichert überlegten wir uns, mit welchem Auto wir fahren würden. Schnell entschlossen wir uns für einen Trabant - einfache Technik, leicht zu reparieren und Ersatzteile kosten wenig Geld. Zusätzlich ambitioniert ein Trabant nicht zum Einbruch. Was will man jemanden stehlen, der einen Trabant fährt??? So machten wir uns gemeinsam mit einem Freund auf die Reise nach Albanien...
Wir starteten die Reise mit 2 Autos, einem Anhänger und drei Fahrern. Regelmäßig wechselten wir uns ab und pausierten auch des öfteren. Jedoch kann man mit einer maximalen Reisegeschwindigkeit von 80km/h nicht von einer zügigen Reise sprechen. Nach einer Übernachtung in Duba (Kroatien) mit hauseigenem U-Bootbunker und einer weiteren Nacht in Ulcinj (Montenegro), machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Albanien. Ein Abenteuer begann...
Bei der Einreise nach Albanien war Geduld gefragt. Aufgrund der Wartezeit kamen wir bald wir mit einem Albaner ins Gespräch. Früher Tauchausbildner bei der Polizei hatte er sich nun mit einem Reisebüro in Albanien selbständig gemacht - Die Seekarten wurden aus dem Anhänger genommen und sogleich eine Lagebesprechung mit dem Albaner am Anhänger einberufen. Er gab uns Informationen, wo es denn ideal zum Tauchen wäre. Das fängt ja gut an. Der erste Albaner und schon positiv überrascht. Nach dem Grenzübergang sind wir endlich nach über zwei Tagen in Albanien. Wir empfinden eine eigenartige Spannung, was wird geschehen, wie werden die Leute sein? Holzbrücken, Eselskarren, veraltete Traktoren und Wege, welche nicht asphaltiert sind. Unsere Reisegeschwindigkeit reduzierte sich teilweise auf Schritttempo und die Beiträge im Internet, Albanien nur mit einem Geländewagen zu bereisen kamen wieder ins Gedächtnis. Nördlich von Fushë-Kuqe kamen wir bei einem Haus mit Tischen und Fischernetzen auf der Terasse vorbei. Es war nicht ersichtlich - Fischer oder Gasthaus? Wie fragt man? Schnell war es klar. Wir bekamen etwas zu essen. Nach dem Essen - der Fisch war ein Traum und der Preis minimal, reisten wir weiter nach Durrës. Nördlich der Stadt schliefen wir, nachdem wir beide Autos strategisch parkten, mit dem Schlafsack am Strand.
Am nächsten Morgen, es wurde aufgrund eines mangelnden Sicherheitsgefühls nicht viel geschlafen, setzten wir unsere Reise fort. Sie führte uns über Durrës nach Orikum. Lt. Reiseführer wäre dort eine Ausgrabung, welche wir uns ansehen wollten. Weiters interessierten wir uns für die U-Bootwracks, welche bei Orikum in der Bucht vor sich dahin rosteten. Leider war an diesem Tag kein Eintritt in das militärische Sperrgebiet. Der Offizier war sehr bemüht, uns alles mitzuteilen. Jedoch sprach er weder deutsch noch englisch oder französisch. So schickte er einen Soldaten aus, welcher nach 10Min. mit einem Dolmetscher zurück kam. Heute ist Ruhetag. Morgen könnten wir die Ausgrabung besichtigen. Bei der Frage, ob es ein Problem wäre, wenn wir vor dem Wachposten am Strand schliefen, meinte der Offizier:"Ihr könnt hier ruhig schlafen. Der Posten ist die ganze Nacht besetzt und wir brauchen uns keine Sorgen machen. Wir stehen unter seinem persönlichen Schutz." Ich war überrascht.
Faszinierend war des nächtens das Schauspiel auf der Halbinsel. Feuer und Rauch wohin man schaute. Wir wussten bereits durch Telefonate, dass es in Kroatien, Italien und Griechenland heftige Waldbrände gab. Jedoch niemand erwähnte Albanien. Auch diese Nacht wurde nicht durchgeschlafen. Sonnenstich!
In der Früh war unser Lager war mit Asche bedeckt. Wir ließen Orikum hinter uns und passierten den Llogara-Pass. Berg auf plagte sich unser Trabi, welcher zwischenzeitlich den liebevollen Namen Schorsch bekam, teilweise mit Schrittgeschwindigkeit. Berg ab fanden wir zum ersten Mal einen gewaltigen Nachteil an unserem Zweitakter. Da er keine Druckumlaufschmierung wie ein 4-Takter oder Diesel hatte, sondern durch das Benzin Öl Gemisch geschmiert wird, ist das Bremsen mit dem Motor über längere Strecken nicht sinnvoll. Man hätte gute Chancen für einen Kolbenreiber. Also Betriebsbremse. Da durch das Gewicht des Anhängers eine dementsprechende Schubkraft vorhanden war, lief uns ständig die Bremse heiß. Nach einigen Zwangspausen erreichten wir Dhermi, wo der Sonnenstich in der Bucht unter einem Sonnenschirm auskuriert wurde. Die Ruhe tat gut und so verbrachten wir gleich die Nacht an diesem schönen Ort.
Der nächsten Tag führte uns nach Jale, wo zu unserer Überaschung ein Campingplatz war. Minimum Aufenthalt 3 Tage. Wir zahlten den für Albanien weit überhöhten Preis, aber was tut man nicht alles für eine Dusche und WC. Direkt vor dem Campingplatz befand sich ein Kiosk, welcher für uns den Griller anwarf und Steakes grillte. Erst jetzt stellte sich heraus, dass der Campingplatz eine Disko hatte (mit Boxen, welche für mich als unmusikalischen Menschen total schrecklich klang) und die Zelte für die Angestellten waren. Wir flüchteten nach einer lauten Nacht und betrachteten das Geld für die drei Nächte als Spende für neue Boxen.
Egal wohin man schaute, zwei Dinge findet man überall in Albanien Müll und Bunker. Die Müllabfuhr funktioniert in diesem Land noch nicht und oftmals werden die Abfälle einfach verbrannt. Selbst der Versuch, offizielle Mistkübel zu finden scheitert und so blieb uns nichts anderes übrig, als auch unseren Müll auf andere wilde Deponien zu schmeißen. Die Reise führt an der Küste weiter nach Porto Palermo. Einer der schönsten Plätze Albaniens. Mitten auf der Halbinsel liegt die Festung von Ali Pasha, umgeben von ehemaligen Militäranlagen, Tanklagern und natürlich ausreichenden Bunkeranlagen.
Die Reise führte uns nach einem mehrtägigen Aufenthalt weiter nach Sarandë. Hier sind bereits deutlich die Spuren des beginnenden Tourismus zu erkennen. Schnell wachsende Gebäudekomplexe ohne Berücksichtigung und der Erhaltung der ursprünglichen Schönheit des Landes. Die Fahrt über den Llogara-Pass war uns allen noch gut in Erinnerung und wir wollten sie kein zweites mal unternehmen. Aus diesem Grund erkundigten wir uns in Sarandë nach einer Fähre - Direktverbindung nach Corfu. Wir buchten sie gleich für das Ende unserer Reise und setzten unseren Urlaub in Richtung Butrinit fort.
Bei dieser Reise faszienierte uns immer wieder die Gastfreundschaft und Offenheit der Bevökerung dieses Landes. Trotz des Armutes, welchen man oft zu Gesicht bekam, hatte man niemals das Gefühl des Neides. Die Menschen leben ein einfaches, aber zufriedenes Leben. Wärend der Reise fuhren wir oft auf nicht befestigten Straßen. Wurden von der Polizei angehalten und mehr als 100% korrekt behandelt. Nach einer Verkehrskontrolle wünschten uns die Polizisten eine gute Weiterreise und verabschiedeten sich mit einem Handschlag. In meinen mittlerweilen rund 1.000.000 gefahrenen Kilometern quer durch Europa, habe ich ein ähnliches Entgegenkommen noch nicht erlebt.
Bei der kleinen Fähre über den Vivar-Kanal fand unser kleiner Schorsch noch einen Platz, bevor es weiter über Schotterpisten durch das Hinterland nach Delvine zum Syri i Kalter - The Blue Eye ging.
Leider ist auch die schönste Reise einmal zu Ende und wir mussten den Heimweg einschlagen. Die Fähre in Sarande wartete. Nach einem kleinen Missverständnis - der Fehler lag bei uns - halfen uns die Albanischen Behörden beim beschleunigten Ausklarieren und hielten die Fähre auf, bis wir an Bord waren.
So positiv wie die Formalitäten im Hafen von Sarande waren, so ernüchternd war die Einreise in Griechenland. Zuerst mussten wir die Personen einklarieren, dann doch zuerst die Autos, oder doch umgekehrt. Wir wurden von einem Beamten zum anderen geschickt und dann wieder zurück. Man merkte einfach, dass Reisende aus Albanien, nicht sehr wilkommen waren.