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Griechenland

unsere reisen > Südosteuropa 2010

Kaliméra Hellas...

In der griechischen Stadt Alexandroupoulis wollen wir in einem Strandrestaurant etwas essen gehen und danach vielleicht noch in das kühle Meer springen. Der Kellner macht uns jedoch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung: Die vollbeladenen Motorräder dürfen partout nicht vor dem Lokal stehen und sollen auf einem nicht einsehbarem Parkplatz abgestellt werden. So etwas ist uns auf unserer gesamten Reise noch nicht passiert. Immer durften wir unsere Motorräder in Sichtweite parken oder sogar mit rein nehmen. Der Grieche bleibt hart, wir auch! Wir drehen rum und fahren. An einer geschlossenen Tankstelle entdecken wir einen Tisch und Stühle. Wir halten an und breiten unsere mitgebrachten Konserven aus. Die waren eigentlich für Rumänien und Bulgarien gedacht, falls es dort nichts Vernünftiges zu essen gäbe. Jetzt sind wir froh über Thunfisch und Nuri.
Während wir uns unsere Konserven schmecken lassen, beobachten wir mehrere Autos, die an die Tankstelle fahren und tanken wollen. Allerdings lässt sich auch nach einer halben Stunde kein Tankwart blicken, obwohl die Tankstelle neu und im Inneren sauber aussieht. So als wäre jemand nur kurz in die Mittagspause verschwunden. Sehr merkwürdig.

In Keramoti fahren wir auf die Fähre nach Thassos. Dort kenne ich einen guten Mechaniker, der sich um die immer lauter werdende DR Big von Claus kümmern soll. Auch Claus hat Kindheitserinnerungen an Thassos. Als wir nach einer dreiviertel Stunde Überfahrt in Thassos Town ankommen, suchen wir ein bestimmtes Lokal mit Zimmern in dem Claus mit seinen Eltern schon war. Wir fahren den Strand in Thassos Town auf und ab, doch Papangelos Taverne finden wir nicht. Claus beschreibt mir die Taverne und die davor liegende Holzschiffwerft. Ich erinnere mich, in Prinos eine Holzschiffwerft gesehen zu haben und schlage ihm vor dorthin zu fahren. Claus ist sich jedoch sicher, daß Papangelos Taverne in Thassos sei. Trotzdem fahren wir auf der Küstenstraße nach Prinos, da es dort auch einen Campingplatz gibt.
In Prinos angekommen, passieren wir die kleine Werft und ich sehe Claus´ nach oben gereckten Daumen, der vor mir fährt. Aha, also doch nicht Thassos. Auch Papangelos Taverne gibt es noch. Diese wird heutzutage von seiner Tochter geführt. Nur leider hat Sie keine freien Zimmer mehr für uns. Wir schlagen unser Zelt am benachbarten Campingplatz auf. Zum Abendessen gehen wir natürlich in Papangelos Taverne.
Die Nacht wird ungemütlich. Es hat angefangen zu stürmen und ein heftiges Gewitter prasselt auf uns nieder.
Da auch am Morgen noch keine Wetterbesserung in Sicht ist, bleiben wir einfach in den Zelten und holen Schlaf nach. Am späten Vormittag raffen wir uns dann doch auf und gehen in ein benachbartes Cafe um zu frühstücken. Die Laune ist etwas getrübt durch den anhaltenden Nieselregen, natürlich haben wir auch keine Regensachen dabei. Gegen Nachmittag dann wird das Wetter etwas besser. Inzwischen wurde die DR von Claus vom ortsansässigen Zweiradmechaniker durchgesehen. Seine Diagnose: nur ein defektes Kugellager im Kupplungskasten. Nichts Tragisches, wir können unbesorgt weiter fahren.

Der nächste Morgen bringt endlich wieder etwas mehr Sonnenschein und wir machen uns auf die Insel zu umrunden. Die gut ausgebaute Straße führt auf rund 92 km einmal rund um die grüne Insel Thassos. Mit rund 1200m Höhe erhebt sich der Ipsári wolkenverhangen über den Norden der Insel. Immer wieder schweifen unsere Blicke nach links um den drohenden Regen rechtzeitig zu erkennen. Leider nutz alles beobachten und beten nichts, kurz vor Ende unserer Rundfahrt werden wir nass bis auf die Unterwäsche. Macht nichts, Thassos ist einfach eine wunderschöne Insel und es macht Spaß sie zu bereisen.
Zurück auf dem Campingplatz, reißt die Wolkendecke auf und es wird warm. Wir genießen die Sonnenstunden am Strand.
Tags darauf heißt es wieder Abschied nehmen, die Fähre soll uns nach Kavalla bringen, den der Norden Griechenlands wartet auf uns. Im Hafen von Prinos möchte ich eigentlich die Dominator nochmals volltanken, damit wir nicht gleich wieder anhalten müssen, doch die Tankwartin zuckt nur mit den Schultern: "No Benzin".
Na gut, kann ja mal vorkommen, daß es auf so einer kleinen Insel einmal Engpässe bei der Spritversorgung gibt. Ich mache mir keine weitern Gedanken und fahre die Honda auf die Fähre. Kavalla ist groß und hat viele Tankstellen.
Kavalla hat zwar viele Tankstellen, aber erst an der zweiten bekomme ich endlich Benzin. Noch immer mache ich mir keine großen Gedanken und wir fahren auf der alten Bundesstraße 2 Richtung Thessaloniki.
Entlang der gesamten Nordküste Griechenlands ist nichts los. Keine Touristen, kaum Menschen auf den Straßen. Griechenland musste im April 2010 dem Druck der Finanzmärkte nachgeben und um ausländische Finanzhilfen ersuchen. Nur so konnte die drohende Insolvenz abgewendet werden. Für die griechische Bevölkerung hatte dieses jedoch gravierende Maßnahmen zur Folge. Nicht nur die Mineralölsteuer wurde angehoben, auch die Mehrwertsteuer stieg auf 21%. Das Rentenalter wurde erhöht und die 13. und 14. Monatsgehälter der

der Beamten gestrichen. Gleichzeitig sollte die Schattenwirtschaft bekämpft werden. Die griechische Bevölkerung streikte. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage blieben auch die Touristen aus, so erlebten wir Griechenland Menschenleer.
Ein Anruf nach Deutschland zu meinen Eltern brachte Gewissheit. Die Tanklastwagenfahrer streikten. Ganz Griechenland stand still, alle Tankstellen waren geschlossen.
Mit den letzten paar Tröpfchen Sprit rollen wir nach Thessaloniki rein. Aber auch hier: alle Tankstellen zu. Verzweifelt stehen wir an einer Tankstelle und überlegen, was wir tun sollen. Da die DR einen etwas größeren Tank hat als die Dominator wollen wir ein paar Liter umfüllen. Ein großer, schwarzer BMW X5 hält neben mir. Eine etwas in die Tage gekommene Dame lässt das Fenster herunter und fragt mich, ob ich denn Probleme hätte. Ich erkläre Ihr, daß mein einziges Problem das fehlende Benzin sei. Sie verspricht mir sich darum zu kümmern, steigt aus Ihrem Wagen und verschwindet in der Tankstelle. Etwas verdattert bleibe ich zurück. 10 Minuten später ist Sie zurück und erklärt mir, sie habe mit dem Tankstellenpächter gesprochen, denn es gäbe noch ein paar Reserveliter in den Zapfsäulen. Diese habe er jedoch verweigert, woraufhin die Damen ihn gebeten hatte, aus Ihrem Tank ein paar Liter für mich umzufüllen. Auch dass habe er verweigert, allerdings hat er Ihr einen Hinweis gegeben, an welcher Tankstelle noch Benzin zu haben sei. Sie beschreibt uns den Weg dorthin und wünscht uns viel Glück. Nach 5 Minuten stehen wir an der beschriebenen Tankstelle und, oh Wunder, sie ist geöffnet und verkauft noch Benzin. Schnell tanken wir beide Motorräder randvoll. Was für ein Glück! Dank dieser netten Dame können wir unsere Reise ohne Verzögerungen fortsetzen.
In Methoni, ca. 60 km südlich von Thessaloniki, schlagen wir unsere Zelte auf einem kleinen Campingplatz auf. Hier treffen wir auch andere Motorradfahrer, die hier "gestrandet" sind. Alle ohne Benzin.

Der nächste Morgen begrüßt uns wieder mit strahlendem Sonnenschein. Beim morgendlichen Einkauf befrage ich den Campingplatzpächter zur aktuellen Tankstellensituation. Der Streik hält an, jedoch sei das griechische Militär angehalten den Streik am Nachmittag mit Militärgewalt zu beenden.
Aufgrund dieser Aussage gibt es für uns nicht mehr viel zu überlegen. Wir packen und verlassen Griechenland auf schnellstem Wege. Über die A1 gelangen wir an die mazedonische Grenze. Ein paar Kilometer vorher finden wir tatsächlich noch einmal eine geöffnete Tankstelle. Die letzten paar Liter Benzin verschwinden in unseren Tanks. Jetzt ist auch hier geschlossen. Der Pächter erzählt uns jedoch, der Streik sei friedlich beendet worden und die Trucks seien schon unterwegs, die Tankstellen beliefern. Trotzdem werden wir Griechenland verlassen und fahren bei Evzoni über die Grenze nach Mazedonien.




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