Ab in den Süden – die Idee
Es dauerte nicht lange, bis wir uns einig waren, dass es nach 2 Jahren Corona Zwangspause Zeit war, mit unseren Motorrädern (BMW R80GS und BMW F800GS) Richtung Süden zu fahren. Unser Ziel war der Peloponnes. Um genauer zu sein, der Süd – Peloponnes. Der Plan Wien – Slowenien – Kroatien – Montenegro – Albanien – Griechenland Peloponnes und retour. Diese Strecke ohne genauerer Planung und Reservierung, denn wenn wir eines zwischenzeitlich wissen – es kommt immer anders als geplant.
Nach kurzer Recherche fand Nadja heraus, dass es einen Autoreisezug von Wien nach Split gab. Die Fahrzeiten sind perfekt für uns. Verladung der Motorräder – Freitag 16:00 Wien Westbahnhof. Wir arbeiten beide bis 12:00. Ankunft Samstag 08:00 Split. Auf eigener Achse hätten wir das nie geschafft und sein wir uns mal ehrlich…die Strecke Wien – Split ist auch nicht die schönste.
Die Umsetzung
Kurzer Hand buchte Nadja den Autoreisezug für unsere Motorräder und für uns ein 2er Schlafabteil. Nach dieser Entscheidung änderte sich unser Plan bereits das erste mal. Ankunft um 08:00 in Split? Wie weit schaffen wir es noch am selben Tag? Entlang der Küstenstraße bis zu einem Campingplatz am Lake Shkodër welchen wir schon von früheren Reisen kannten? Runde 400km und laut Google Maps ca 8 Stunden Fahrtzeit. Sollte doch machbar sein. 🙂
Der Beginn der Reise
So lautete der Plan für die ersten Tage. Wir packten am Freitag nach unserer Arbeit unsere Motorräder. Ich machte noch ein schneller Blick bei meinen Bienenvölkern vorbei. 3 Bienenstöcken, bei welchen es notwendig war, erweiterte ich um einen Honigraum. So können alle Völker ohne Eingriffe die nächsten 2 Wochen ohne Probleme wirtschaften. Um 14:00 starteten wir unsere Motorräder und fuhren Richtung Wien. Am Bahnhof angekommen, waren wir die ersten Reisenden.
Viel mehr wurden es auch nicht. In der Summe waren es 11 Motorräder und 3 Autos, welche diesen Reisezug nutzten. Umso größer war unsere Überraschung, als wir den Zug sahen. Es machte den Anschein, als wäre er noch aus der Zeit vor der Osterweiterung. Was aber wichtig war, das Abteil ist sauber und der Steward immer bemüht. Zur Begrüßung gab es eine kleine Flasche Sekt und etwas zum Knabbern. Die Stimmung der Reisenden war ausgelassen und so konnte unsere Reise beginnen.
Tag 1 – Ankunft in Split
Am nächsten Morgen erreichten wir den Bahnhof in Split. Obwohl wir pünktlich von Wien los fuhren, kamen wir mit einer Stunde Verspätung an. Dies trübte unsere Stimmung keines Falls, sondern die Vorfreude auf unsere Reise stieg ständig weiter an. Der Autoreisezug wurde von normalen Schlafwagen abgekoppelt und zu der Laderampe gefahren.
In Wien habe ich vorsichtshalber die Benzinhähne geschlossen, damit auf der Schiene die Vergaser nicht überlaufen. Nachdem ich mein Moped beladen hatte, versuchte ich, sie zu starten. Obwohl die Batterie erst letzte Woche neu verbau wurde, war sie innerhalb kürzester Zeit leer und ich musste meine BMW vom Zug schieben. Nichts half. Also fragte ich andere Motorradfahrer, ob sie mir Starthilfe geben könnten. Sie bevorzugten, mich anzuschieben und innerhalb kürzester Zeil lief meine gute alte BMW wieder.
Die Reise beginnt
Mit einem komischen Gefühl auf Grund der Startschwierigkeiten begannen unsere Reise bei traumhaften Sonnenschein Richtung Süden um 10:00 und fuhren der Küstenstraße entlang. Ohne Navi und nur mit alten Straßenkarten quälten wir uns durch den Verkehr Kroatiens. Gefühlt hatte der Verkehr in den letzten Jahren enorm zugenommen. Obwohl wir beide die Nacht im Zug gut geschlafen hatten, machte sich die Belastung unserer Arbeit der letzten Wochen bemerkbar. Weil wir gegen 14:00 und nach 170km bereits total erschöpft waren waren, beschlossen wir, uns nach einen Campingplatz umzusehen.
Erste Nacht in Slano
Mit der App Park4Night fanden wir in der Nähe einem Campingplatz in Slano und kamen dann um 14:30 dort an. Wir erkannten ihn bei der Zufahrt sofort, denn wir waren hier schon vor einigen Jahren mit unseren Motorrädern. Kurz mit der Besitzerin gesprochen und schon wies sie uns einen Platz zu. Es war der gleiche, wie vor Jahren. Wir bauten unser Zelt auf.
Nachdem wir zu Mittag bereits in Drvenik bei Konoba Bukara gut, aber nicht besonders preiswert gegessen hatten, entschlossen wir uns, nur eine Kleinigkeit in Slano zu essen. Anschließend ließen wir den Abend noch bei einem netten Gespräch mit anderen Campern ausklingen.
TAG 2 – Von Slano nach Shkodra
Wie gewohnt begannen wir unseren Tag recht früh. Meine BMW muckte gestern den ganzen Tag beim Starten. Ich vermutete, dass der Starter defekt war, denn nach einer Stunde Fahrt sollte die Batterie doch so weit geladen sein, dass sie ohne Probleme startet. Nachdem ich morgens mit einem mulmigen Gefühl den Zündschlüssel in das Zündschloss steckte und den Zündschlüssel umdrehte, sprang sie ohne murren an. Also starteten wir unsere Reise. Sobald wir Slano verlassen hatten, ging unsere Tour weiter entlang der Küstenstraße. Als wir in der Bucht von Kotor ankamen, entschieden wir uns für die Fähre, welche 2,50€/Motorrad und Fahrer kostete. Die Überfahrt nutzten wir für eine kleine Jause.
Nach dem Übersetzen ging es dann weiter Richtung Grenze Kroatien/Montenegro. Da es bei Motorradfahrern üblich ist, bei Grenzübergängen vor zu fahren, war der Grenzübertritt in ca. 1/2 Stunde erledigt. Nicht alle Autofahrer waren mit unserem Verhalten einverstanden, obwohl wir versuchten, uns bei allen zu bedanken. Sobald alle Formalitäten erledigt waren, ging unsere Reise weiter entlang der Küstenstraße Richtung Bar. Unser Ziel war der Albanische Grenzübergang bei Sukobin. Sobald wir bei der Grenze angekommen waren, zeigten uns alle Albaner und die Straßenverkäufer, dass wir an dem Stau vorbei fahren sollten. Wir waren wirklich happy. Sobald der Grenzübergang hinter uns lag, kamen sofort alte Erinnerungen hoch. Dies ist ja nicht unsere erste Albanien Reise und wir machten immer tolle Erfahrungen.
Albanien, die Perle der Adria
Der Geruch, die Fahrweise, die vielen Mercedes, die engen Gassen… es war einfach schön, wieder hier zu sein. Eine alte, fast schon vergessene Liebe entfachte neu. Ziel Lake Shkodra. Sobald wir in die Ortschaft fuhren, herrschte absolutes Chaos. Parken in 2. Spur war genauso selbstverständlich, wie das Missachten jeglicher StVO. Deshalb fuhren wir komplett passiv und durchquerten Shkodra ohne auf einen Vorrang zu bestehen. Kurz bevor wir im Lake Shkodra Resort angekommen sind, deckten wir uns noch mit Wasser, Bier und Rakije (einem albanischen, privat gebrannten Grappa) ein. Am Campingplatz bekamen wir noch den letzten freien Platz. Dieser Campingplatz ist, wie auch in den letzten Jahren ein Treffpunkt für Offroad Fahrer. Noch ein Abendessen in dem Campingplatz Restaurant und das eine oder andere Gespräch mit den Parzellennachbarn, bevor wir uns nieder legten.
TAG 3 – Unterwegs nach Igoumenitsa
Unsere Route führte von Shkodra über Tirana über die gut ausgebaute Autobahn weiter Richtung Elbasan, zu jener Ortschaft, welche immer noch von der Industrie geprägt ist. Nun folgte unsere Reise kleinen Straßen Richtung Belsh um dann in Lushnja wieder auf der Küstenstraße zu sein. Wir folgten der SH4 bis nach Vlore um dann am Strand in Orikum die Entwicklung des Landes zu beobachten.
Zeit für Sentimentalität
Wir kommen ja nun schon seit einigen Jahren nach Albanien. Um genauer zu sein, seit 2007. Unsere erste Reise war damals noch mit einem Trabant 601 Kombi und wir können uns noch ganz genau an diese Reise erinnern, wie wenn sie gestern gewesen wäre. Der Strand von Orikum war damals menschenleer. Keine Schirme zu vermieten. Müll wo immer man hinschaute. Eine kleine Strandbar, welche eher ein Lokal war. Als wir dort 3 Portionen Hühnchen bestellten, bekamen wir 3 ganze Hühnchen serviert. Die Nacht verbrachten wir am Strand im Schutz der Militärbasis. Damals brannte die Halbinsel bis zum Llogara Pass und als wir morgens aufwachten, waren unsere Schlafsäcke mit Asche überzogen. Auch wenn ich daran denke, dass ich hier in einem anderen Urlaub auch schon von der Polizei mitgenommen wurde und sich alles zum Guten wendete.
Wenn man das Bild der Erinnerung mit der aktuellen Situation vergleicht. So hat sich das Land in den letzten 16 Jahren extrem weiter entwickelt.Der Tourismus hat das Land erreicht und der Strand wird zu 100% touristisch genutzt. Kein freier Platz, wo man eine Nacht verbringen kann. Überall sind Bars, Strandliegen und Hotels. Die eine oder andere Bar bietet auch Camping an.
1. Planänderung
Obwohl Nadja und ich zwischenzeitlich wieder in unserer Arbeitsteilung und Reisefahrstil eingespielt waren, zehrte der Verkehr und die Hitze an unserer Substanz. Wir hetzten von einen km zu dem anderen, um unser Reiseziel, den Peloponnes zu erreichen. Macht das wirklich Sinn? In unserer leistungsorientierten Gesellschaft muss doch alles immer schneller, besser und toller sein. Wir haben doch Urlaub und sollten uns doch entspannen.
Es dauerte nicht lange und wir wurden uns einig, dass wir ab sofort den Druck mit einem Reiseziel heraus nehmen. Wir fahren ab jetzt so lange und so weit wie es uns Spaß macht. Lassen uns treiben und bleiben dort wo es uns gefällt. Und heute ist dieser Punkt erreicht. Morgen geht es dann weiter, immer Richtung Süden. So weit und so lange, wie es unsere verfügbare Zeit erlaubt. Am 30.6. müssen wir wieder in Split sein, um mit dem Autoreisezug zurück nach Wien zu fahren. Das ist das einzige Ziel, was wir in diesem Urlaub noch haben. Wir bleiben bei der nächsten Bar mit Camping – Baro Beach Campsite stehen und verbringen dort einen tollen Abend.
TAG 4 – weiter Richtung Süden
Die BMW springt zwischenzeitlich wieder ohne Probleme an. Scheinbar dürfte nun die Batterie wieder vollständig geladen und der Starter entgegen den Befürchtungen doch ok sein. Wir verlassen Orikum und fahren Richtung Llogara Pass. Wie es aussieht, wird hier gerade ein Tunnel durch den Berg gegraben und die Straße über den Pass wird das gleiche Schicksal ereilen wie den Katara Pass.
Am Pass angekommen, poppen bei den Gerüchen des Waldes, der abgebrannten Kupplungen und der heiß gelaufenen Bremsen auch hier sofort wieder die Erinnerungen auf. Wie bei unserem Trabi die Bremsen heiß liefen oder wie unserem T4 mit Wohnwagen die Kraft verließ und ich am Pass wenden musste. Der Ausblick an der Nordseite des Passes über Albanien, die Adria und rüber bis nach Corfu ist einfach ein Traum und wir genießen jetzt ohne Druck einfach die Kurven der Fahrt.
Alte Freunde
Weiter geht es über Dhërmi und Himarë bis wir in Porto Palermo ankommen. Ein Muss jeder unserer Albanien Reisen und wir haben bis jetzt immer hier geschlafen. Leider ist der Platz zwischenzeitlich so überlaufen, dass wir nicht mal an den Strand runter fahren. Als ich so von Himarë kommend Richtung Porto Palermo fahre, denke ich über die früheren Reisen nach. Wird es Klark noch an diesem Strand geben? Er war früher der Ticket Verkäufer des Kastells und wir haben in den letzten Jahren den einen oder anderen Rakije getrunken und lange Gespräche geführt. In einem Kauderwelsch aus Italienisch, Französisch, Deutsch und Englisch. Keiner hat den anderen wirklich verstanden, dennoch wussten wir, was der andere sagte. In diesen Gedanken vertieft, komme ich zu Porto Palermo und was sehen da meine Augen? Klark wie er gerade aus seiner Wohnung kommt.
Ein kurzer Drücker auf meine Hupe, ein Winken und schon parken wir gleich nach dem Lokal unserer Motorräder. Wir lassen alles auf den Fahrzeugen und eilen zu Klark. Eine kräftige Umarmung. Schön ihn wieder zu sehen, gut schaut er aus. In unserem „Gespräch“ erkundigt er sich sofort nach Lukas, Austauch von Bildern. Klark erzählt uns bei einem Café, dass er zwischenzeitlich 72 Jahre alt ist und auch schon Großvater wurde.
Leider ist Porto Palermo stark überlaufen, sonst hätten wir dort halt gemacht. Dies ist der erste Urlaub, an dem wir dort nicht übernachten.
Auf nach Griechenland
Weiter geht unsere Fahrt über Sarandë und der nächste Punkt unserer Reise ist Butrint, die kleine Fähre über den Vivar Kanal. Auch hier ist die Veränderung des Landes sichtbar. Früher war bei der Ausgrabung nichts los und absolut keine Touristen. Und heute? Die Touristen werden mit Reisebussen angekarrt. Es kommt einen fast vor, wie wenn man in Wien vor Schönbrunn steht. Es ist schon zu viel und die Reisebusse finden nicht mal mehr einen Parkplatz. Wir fliehen aus den Massen und fahren schnell auf die Fähre. Die Überfahrt, welche knapp 5 Minuten dauert, kostetet für unsere Motorräder 6€. Wie es scheint, haben sie die Preise auch schon dem Tourismus angepasst. Wir geben Gas und sind kurz danach an der albanischen/griechischen Grenze bei Mavromati. In Griechenland rollen unsere Motorräder Richtung Igoumenitsa. Auch hier holt uns unsere Vergangenheit ein und wir steuern Camping Kalami an.
2. Planänderung
Nachdem wir unser Zelt aufgestellt haben, gehen wir gemütlich essen und sinnieren so über unsere Eindrücke von Albanien und Griechenland. Zurück beim Zelt, spricht uns ein über 80 jähriges Rentnerehepaar an und es entwickeln sich so die üblichen Gespräche. Wir schwärmen über Albanien, machen ihnen Mut, sich das Land auch anzuschauen. Nadja und ich sprechen nachher noch, wie unsere Reise weiter verlaufen soll. Den Peloponnes habe wir schon lange abgeschrieben. Es ist einfach mit einer gemütlichen Reise in 2 Wochen nicht vereinbar. Wir überlegen, noch einen weiteren Tag am Campingplatz zu bleiben und dann weiter nach Lefkada zu fahren. Dort dann 1-2 Tage zu bleiben und dann eventuell gemütlich wieder Richtung Norden. Mit diesem Plan gehen wir schlafen.
Tag 5 – die 3. Planänderung
In der Früh sprechen wir nochmals über unsere Pläne und entscheiden uns kurzer Hand nicht nach Lefkada zu fahren. Schön wäre es doch auch, wieder mal über den Katara Pass nach Meteora zu reisen und dann eventuell über Ochrid zurück zu fahren. Ein kurzer Check auf WetterOnline.com zeigt uns aber, dass es bei Meteora gewittern soll. Also überlegen wir weiter. Ich spiele etwas mit Park4Night und finde einen top bewerteten Stellplatz bei einem Lokal in Albanien. Nach einem Tag zurück nach Albanien? Warum nicht. Nach unseren Überlegungen des letzten Tages, unsere Vergleiche zwischen Albanien und Griechenland ist Albanien eindeutig der Sieger. Griechenland kommt uns vor, wie wenn es seit 10 Jahren in der Krise wäre und sich daraus nicht erholen will. Es wird einfach nichts in Erneuerung investiert. Egal ob im Straßenbau oder in die Sanierung des Campingplatzes.
Zurück nach Albanien
Wir lieben Griechenland, die Mentalität und die Leute. Trotzdem entschließen wir uns, zurück nach Albaninen zu fahren. Um genau zu sein, nach Mursi. Knappe 50km entfernt und an einem See gelegen. Die Bewertungen auf Park4Night lesen sich, wie wenn man dort gewesen sein muss. Begriffe wie „…einfach nur Wahnsinn…ein magischer Ort… einer der besten Orte die ich je besucht habe…mega gutes Essen…Restaurant ist total lecker…wer hier nicht hält ist selber schuld…“ kommen in den ersten 10 Rezessionen vor, die ich lese. Leider finde ich nichts vergleichbares in Griechenland.
„ulu“ – Must have seen
Wir kommen am Vormittag in Mursi an und finden auch sofort das Lokal ulu. Wir werden gleich von einer Albanerin namens Mira in einem tollen Englisch begrüßt. Sie entschuldigt sich gleich am Anfang für ihre schlechten Englischkenntnisse. Sie lerne erst seit einem Jahr englisch und verstehe aber mehr als sie sprechen kann. Weiters erzählte sie uns, dass sie der Albanische Partner dieses Lokales sei und dass die anderen Partner Stephan und Christin aus der Schweiz kommen. Sie sagte uns, dass wir gerne unser Zelt aufstellen können, es täte ihr aber leid, dass am Nachmittag noch Baumaschinen kommen würden, da sie den Seezugang verbessern möchten. Während wir uns überlegten, wo wir unser Zelt denn aufstellen würden, kam Mira plötzlich mit einem Krug Saft als Willkommensüberraschung zu uns und stellte ihn uns auf die vorhandene Bank. Wow, dies beobachtete ich im Laufe des Tages auch bei allen anderen Ankommenden.
Liebe geht durch den Magen
Zwischenzeitlich kam auch Christin und begrüßte uns herzlich. Wir entschlossen uns Mittag im ulu zu essen. Als Gruß der Küche kam ein Leberpaté auf getoasteten Weißbrot. Wir bestellten als Vorspeise Zaziki und Bruschetta. Zur Hauptspeise bestellte Nadja eine Paella und ich hatte ein typisches albanisches Gericht. Albanische Makkaroni mit einer Sauce aus Hühnerbrühe und Zimt. Dazu ein gegrilltes Hühnerfilet. Ich war anfangs zwar skeptisch über die Kombination. Aber, mann war das Essen geil! Ich bin beruflich schon viel unterwegs gewesen und habe da auch schon wirklich toll und für teures Geld gegessen. Aber an diese Küche kommt einfach nichts ran. Als wir bezahlen wollten, kam nochmals als Gruß von der Küche ein Rakije. Wir entschlossen uns sofort, dass wir am Abend nochmals hier essen werden.
Das Abendessen verlief genau so wie das Mittagessen. Gruß von der Küche. Nadja und ich aßen zusammen gegrilltes Gemüse und 500g gegrilltes Lamm. Das Gemüse einfach wieder nur wow. Ich hätte dazu nicht mal ein Fleisch benötigt. Auch für mich als Fleischtiger eine komplett neue Erfahrung. Wir sagten noch vor 2 Tagen, dass der Druck aus der Reise genommen wir und so beschlossen wir, noch einen Tag länger zu bleiben.
TAG 6 – ZERO-DAY
Wir sind immer noch im ulu. Der zero-day bedeutet für uns, heute bewegen sich unsere Motorräder nicht. Nicht weil wir nicht weiter wollen. Einfach nur so. Das Essen, die Stimmung. Weil Mira und Christin als Besitzer einen so tollen Job machen. Ich habe mich selten so wohl und willkommen gefühlt wie hier. Dies ist eindeutig ein neues Lieblingsplatzerl für mich geworden. Genauso für die Zukunft ein Punkt, wo ich immer wieder vorbeikommen werde. So, wie es auch Porto Palermo ist.
Um 10:00 kommen Christin und Stephan ins Lokal. Bis zu diesem Zeitpunkt war die ganzen Zeit ein Nachwächter anwesend und das Grundstück abgesperrt. Stephan und Christin gingen in die offene Küche und kurze zeit später hallte Nana Muskuri – Guten Morgen Sonnenschein lautstark aus den Boxen. Was für ein Start in den Morgen. Genau so wie dieses Lied gute Laune verbreitet, macht es auch Stephan mit seiner Frohnatur.
Nadja und ich, beschließen gegen 12:00 Mittag zu essen. Als Gruß aus der Küche kam diesmal ein Süßkartoffel Suppen Shot mit Chorizo. Nadja bestellte Falafel auf Krautsalat. Ich bestellte ein Rote Bete Charpacco. Geschmacklich ein Traum.
Am Nachmittag machten wir mit einem Spaziergang nach Mursi, wo ich mir bei einem albanischen Frisör einen Haarschnitt für 300Lek – umgerechnet 2,95€ leistete. Anschließend nutzten wir den restlichen Tag einfach dazu, mit der Seele zu baumeln. Das Leben ist einfach schön.
Der Abschied naht
Es nahte der Abend und es wurde Zeit essen zu gehen. Stephan überraschte uns erneut mit seinen Kochkünsten. Unglaublich, was er in dieser Küche zaubern kann.
Durch Zufall ergab sich nach dem Essen noch ein Gespräch mit Mira, welche genau so wie ich Imker ist. Interessant die unterschiedlichen Betriebsweisen zwischen Österreich und Albanien. In weiterer Folge gesellten sich Stephan und Christin noch dazu und es wurde ein sehr entspannter Abend, welcher dann um 01:00 in der Früh endetet. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns mit einer langen Umarmung. Wir werden wieder kommen und vielleicht besuchen uns Stephan und Christin mal in Österreich. Als Fremde gekommen und als Freunde gegangen.
TAG 7 – Die Reise geht weiter
Wie geplant packen wir morgens unsere Zelt zusammen und bitten den Nachtwächter uns das Tor zu öffnen. Wir lassen Butrint einfach links von uns liegen und umfahren auch Sarandë. Am späten Vormittag erreichen wir Queparo, das nächste von uns angepeilte Ziel. Wir fahren auf den Campingplatz Moskato 2 Queparo, welcher auch mit 4,29/5 möglichen ⭐️ bewertet wird. Wir sind hier nur eine Bucht von Porto Palermo entfernt und kennen die Gegend gut. Auch den Supermarkt von Queparo, wo wir früher unseren ersten Rakije gekauft haben gibt es noch. Am Campingplatz angekommen, begrüßt uns gleich der Inhaber John und ermöglicht uns nahezu eine freie Platzwahl. Wir bauen unser Zelt unter den alten Oliven auf. Alles wirkt sehr entspannt.
Rückblickend gesehen, kann ich den Campingplatz nicht ganz so euphorisch bewerten, wie er dargestellt wurde. Er hat sicherlich Potential für die Zukunft. Verbesserungspotential liegt in Sicherheit bei der Infrastruktur. Strom wird gerade verlegt, alles ist aber offen und wirkt sehr desolat. So, wie wenn es bereits ein 2-Jahres Projekt wäre. Ebenso werden Stellen, welche durch die Kraftfahrzeuge ausgefahren sind, mit Schotter ausgefüllt. Auch kein harmonisches Bild. Die WC Anlagen sind sauber, jedoch wurden in einen 20 Fuß Container 6 Toiletten und 4 Duschen untergebracht. Die Toilette ist daher recht kuschelig. Was aber an diesem Platz wirklich gestört hat, war die Anzahl der vielen Hunde. Sicherlich ein toller Platz wenn man mit Hunden Urlaub machen will.
TAG 8 – Weiter Richtung Durrës
In der Früh ist auf Grund der vielen Besucher bereits ab 06:00 recht viel los und wir werden durch das Treiben aus unserm Schlaf gerissen. Wir packen unsere Motorräder und unser heutiges Ziel ist der Scoturuk Camping. Noch schnell einen Café und es kann los gehen. Unsere Route geht wieder Vorbei an Porto Palermo, Dhermi, dem Llogara Pass, Vlorë und dann die A2 nach Durrës. Wir kommen bei unser Ziel an. Der Scoturuk Camping enttäuscht uns von der ersten Sekunde. Ich möchte hier nicht werten, aber Optisch ist des der Hinterhof eines mehrstöckigen Gebäudes. Wir entschlossen uns weiter zu fahren. Nadjas Navi schlägt uns den Hotel-Camping Mali i Robis wenige km südlich vor. Auch dieser ist sehr enttäuschend. Es wirkt, als wäre der Campingplatz letzte Saison aufgegeben worden. Wir fahren weiter und versuchen einen freien HotSpot zu finden, welches schneller ging als gedacht. Unsere Wahl fiel aus Sunset Camping & Restaurant.
Der Campingplatz liegt irgendwo im Nirgendwo. Abseits jeglicher Siedlung. Nach einem langen unbefestigten Weg erreichen wir den Platz und werden von einer Engländerin begrüßt. Recht nett am Strand gelegen, aber ohne auch nur einen Schatten spendenden Baum. Die Nacht für unsere 2 Motorräder und das Zelt kosten 20€. Bisher der höchste Preis den wir in Albanien gezahlt haben. Am Abend besuchten wir auch noch das Campingplatz eigene Lokal. Mit seinem Mensa Charme war genau so toll wie der Campingplatz.
TAG 9 – Die Reise geht weiter
Nach einer ruhigen Nacht geht unsere Reise Richtung Norden weiter. Ein heutiges Etappenziel wäre das Kepi i Rodonit. Hier hatten wir schon vor Jahren einige tolle Abende verbracht. Also fuhren wir Richtung Durrës und anschließend Richtung Tirana. Leider verpassten wir die Abzweigung bei Maminas, bemerkten es aber erst später. Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass bei Thumana eine Stichstraße ebenso zum Kepi i Rodonit führt. Nach einer endlosen Fahrt im Stau, bogen wir ab und fuhren auf einer kleine Straße, wie wir es von früher kannten. Bis wir vor einer nicht all zu vertrauensvollen Brück halt machten. Ob sie uns tragen würde. Plötzlich ratterte ein kleines albanisches Motorrad an uns vorbei und ein älterer Albaner mit seiner Frau am Sozius winkte uns, ihm zu folgen.
BILD BRÜCKE
Gesagt getan, zuerst folgte ich ihm, anschließend Nadja. Die Fahrt war recht abenteuerlich. Die Bretter waren teilweise lose und beim Blick nach Unten merkte man, dass einige auch schon morsch waren. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich nicht darüber nachdenken, was unter den Brettern war, welche 3 Bretter Latten überdeckte. Die Fahrt Richtung Kepi i Rodonit war in der Mittagshitze extrem anstrengend und so beschlossen wir, bei Lalëz umzudrehen. Nadja weigerte sich, nochmals über die Holzbrücke zu fahren und so ging unsere Route Ura Gjoles wieder zur SH52. An der SH52 angekommen, führte uns unsere Route weiter Richtung Velipoja.
Beinahe Unfall
In Albanien zu fahren, hat nichts mit dem Fahrstil oder der StVO bei uns in Westeuropa zu tun. Nicht seilten kommt es vor, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen vorhanden sind, jedoch hat man meist das Gefühl, dass diese auch oft nur als Empfehlung gesehen werden. Die einen halten sich zu 100% an die Vorgaben und die anderen fahren anstelle der vorgeschriebenen 30km/h mit 100km/h vorbei. Wir passen uns an den Fahrstil des Landes an. Immer mit einem mulmigen Gefühl, aber es ist immer besser sich im Ausland dem Fahrstil des jeweiligen Landes anzupassen, als extrem vorsichtig zu fahren und sich nicht auf den Vertrauensgrundsatz zu verlassen.
An einer Kreuzung, wo sich zum links abbiegen ein längerer Stau gebildet hat, beschließe ich, auf dem rechten Seitenrand am Stau vorbei zu fahren. Nicht besonders schnell, aber wenn 5m vor einem ein Auto plötzlich durch die Kolonne auftaucht, wird der Bremsweg plötzlich sehr, sehr lang. Zum Glück gibt der Fahrer des Autos Gas und verschwindet in der Grundstückseinfahrt. Gerade noch gut gegangen.
In Velipoja angekommen, steuern wir den kleinen Campingplatz Kalaj an. Diesen findet man, wenn man durch die gesamte Ortschaft fährt und am Ende der Ortschaft den kleinen Fluss überquert und am Schluss dem Damm auf Sandwegen bis zur Lagune folgt. Dort angekommen, werden wir sofort von einem jungen Mann in tollem Englisch empfangen. Er weist uns einen netten Platz in erster Reihe zu. Ehrlich gesagt, gibt es auf dem Platz nur zwei Reihen, aber man fühlt sich sofort willkommen. Wir finden gleich Anschluss zu anderen Campern, so wie in ganz Albanien und verbringen nach einem guten Essen im angeschlossenen Lokal noch einen tollen Abend.
Eine kleine, abenteuerliche Brücke führt über den Fluss auf die andere Seite der Lagune, wo es Bars, Sonnenliegen, Massagen und vieles mehr gibt.
Tag 10 – 13 die Rückreise Richtung Split
Die Rückreise nach Split verläuft ähnlich wie die Reise Richtung Albanien. Bei der Grenze zu Montenegro werden wir erneut ohne Kontrolle an den PKWs vorbei geschleust und konnten so innerhalb von 5 Minuten die Grenze überqueren. Vor der Bucht von Kotor fahren wir beinahe 20km am Stau auf dem Mittelstreifen vorbei. Danke an die vielen Autofahrer, welche uns Platz machen und uns so dabei unterstützen. Auch die Einreise nach Kroatien ging zwar nicht so schnell wie die nach Montenegro, aber da wir Motorradfahrer an den Autos vorbei fahren, ist auch dieser schnell erledigt. Die Nacht verbringen wir erneut am Campingplatz von Slano und sind am nächsten Tag in Split.
Nadjas Vater ist bereits seit 4 Wochen am Campingplatz Jezera nahe Tisno auf der Insel Murter, auf welchem wir die letzten 2 Tage unseres Urlaubes ausklingen lassen. Für 2 Nächte zahlen wir dann über 80€, obwohl uns nicht mal die Platzgebühr verrechnet wurde, da wir am Stellplatz von meinem Schwiegervater standen.
Am letzten Tag fuhren wir gemütlich die 100km zurück nach Split, parkten am Nachmittag unsere Motorräder auf dem Autoreisezug und waren am nächsten Tag um 10:00 wieder in Wien am Hauptbahnhof.
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